BG & DGUV: Orientierungshilfe für Unternehmen zu Walking Pads und DeskBikes

Was sagen BG und DGUV zu Walking Pads und DeskBikes im Büro? Dieser Artikel bietet Unternehmen eine Orientierungshilfe zum aktuellen Stand, zeigt Chancen und Risiken auf und erklärt, worauf bei der Einführung aktiver Arbeitsplätze zu achten ist.

Zusammenfassung

Aktive Arbeitsplätze wie Walking Pads oder Desk-Bikes sind als Teil einer ganzheitlichen Gesundheitsförderungsstrategie im Büro vielversprechend. Sowohl die WHO als auch der DKV-Gesundheitsreport weisen auf zunehmenden Bewegungsmangel hin, was unmittelbare Konsequenzen für die Gesundheit vieler Berufstätiger hat. Aus Sicht der Berufsgenossenschaften (BGs) inkl. DGUV bestehen zwar ergonomische und sicherheitstechnische Anforderungen, aber ein grundsätzliches Verbot aktiver Arbeitsstationen existiert nicht. Im Gegenteil: Studien, wie jene des DGUV IFA (Report 2018-03), zeigen klare Vorteile auf. Das BAuA bestätigt, dass laufband- oder fahrradähnliche Arbeitsplätze derzeit die effektivsten Primärpräventionsmaßnahmen für einen erhöhten Energieumsatz während der Computertätigkeit darstellen. Arbeitgeber, die diese Konzepte einführen möchten, sollten eine sorgfältige Gefährdungsbeurteilung durchführen, passende Einweisungen anbieten und sicherstellen, dass klassische, ergonomisch optimierte Sitzlösungen weiterhin verfügbar bleiben. Letztlich kann eine gut abgestimmte Kombination aus dynamischen und statischen Arbeitsphasen das Risiko beruflich bedingter Volksleiden – wie Rückenprobleme oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen – nachhaltig mindern und gleichzeitig die Zufriedenheit und Produktivität am Arbeitsplatz steigern.

und erfahren, wie ihr aktive Arbeitsplätze sicher und erfolgreich bei euch einführen.

Inhalt

1. Einleitung

Wer heutzutage in einem klassischen Büro arbeitet, verbringt in der Regel viele Stunden im Sitzen. Zahlreiche Experten bezeichnen das lange Sitzen bereits als „das neue Rauchen“, um zu verdeutlichen, wie gravierend die gesundheitlichen Folgen eines inaktiven Lebensstils sein können [1]. Diese Folgen gehen weit über ein bloßes Unwohlsein hinaus: Eine hohe Zahl von Arbeitsunfähigkeitstagen und chronischen Berufskrankheiten wird mittlerweile direkt oder indirekt mit Bewegungsmangel in Verbindung gebracht. Arbeitgeber stehen deshalb zunehmend vor der Herausforderung, ergonomische Konzepte zu entwickeln, die die Gesundheit ihrer Beschäftigten fördern und gleichzeitig rechtliche Vorgaben erfüllen. In diesem Kontext gewinnen sogenannte aktive Arbeitsplätze – beispielsweise Walking Pads (Laufbänder, die sich für Schreibtischtätigkeiten eignen) oder Desk-Bikes (pedalgetriebene Schreibtischarbeitsplätze) – immer mehr an Bedeutung.
Sitzen ist das neue Rauchen

Doch wie stehen die Berufsgenossenschaften (BGs) in Deutschland zu dieser Thematik? Und welche Vorgaben, Empfehlungen oder Einschränkungen gibt es vonseiten der DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung)? Dieser Leitfaden bietet einen umfassenden Überblick darüber, welche Positionen die BGs und andere relevante Institutionen (z. B. DGUV, BAuA, WHO) zu aktiven Arbeitsplätzen einnehmen, welche Studienergebnisse existieren und wie Unternehmen solche Konzepte in der Praxis umsetzen können, ohne dabei Sicherheits- und Gesundheitsaspekte zu vernachlässigen.

2. Bewegungsmangel und seine Folgen

2.1 WHO- und DKV-Befunde

Laut der World Health Organization (WHO) ist körperliche Inaktivität einer der führenden gesundheitlichen Risikofaktoren weltweit. In offiziellen Fact Sheets betont die WHO, dass bereits moderate, aber regelmäßige körperliche Aktivität das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und andere chronische Leiden deutlich senken kann [2]. Ziel der WHO ist es, mit globalen Präventionsstrategien Bewegungsmangel einzudämmen und mehr Bewusstsein für gesundheitsfördernde Lebensstile zu schaffen.
 
Der DKV-Gesundheitsreport zeigt in regelmäßigen Abständen, dass der Bewegungsmangel in Deutschland in den letzten Jahren– trotz zahlreicher Aufklärungskampagnen – weiter zunimmt. Viele Menschen erreichen die von Gesundheitsexperten empfohlene Mindestaktivität pro Woche nicht [3]. Ein wichtiger Faktor hierbei ist, dass berufstätige Personen immer mehr Zeit an Bildschirmarbeitsplätzen verbringen.

2.2 Wissenschaftliche Erkenntnisse zu Risiken des Sitzens

Lang andauerndes Sitzen wurde in mehreren wissenschaftlichen Studien mit verschiedenen Erkrankungsrisiken in Verbindung gebracht, unter anderem mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleibigkeit, Rückenschmerzen sowie psychische Belastungen. So kommt die Bundesanstalt für Arbeitschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in einer Übersichtsstudie zu dem Schluss, dass ein stark sitzender Lebensstil eng mit kardiovaskulären Risiken verknüpft ist. Treten hierbei zusätzliche Faktoren wie mangelnde Bewegung in der Freizeit und eine generell ungesunde Ernährung auf, steigen die Risiken noch weiter [4].
Gesundheitliche Risiken zu langer Sitzzeiten sind inzwischen unbestritten
Zwar kann sportliche Aktivität in der Freizeit gewisse negative Auswirkungen kompensieren, doch weisen neuere Erkenntnisse darauf hin, dass selbst regelmäßiger Sport lang andauernde Sitzzeiten nicht komplett ausgleicht. Die Verwaltungsberufsgenossenschaft VBG wißt ausdrücklich darauf hin, dass sowohl das viele Sitzen als auch statisches Stehen im Büro zu gesundheitlichen Problemen führen können [5]. Kurze Bewegungspausen und dynamische Arbeitsplatzkonzepte gewinnen also immer mehr an Relevanz.

2.3 Warum ist dynamisches Arbeiten wichtig?

  • Vorbeugung von Muskel-Skelett-Erkrankungen: Regelmäßige Bewegung, selbst im niedrigen Intensitätsbereich, fördert die Durchblutung und verringert die einseitige Belastung von Bandscheiben, Muskeln und Gelenken [6].
  • Stoffwechselanregung: Kleine Bewegungseinheiten während der Arbeit wirken sich positiv auf die Kalorienbilanz und den Blutzuckerspiegel [6].
  • Mentale Frische: Zahlreiche Studien deuten darauf hin, dass Bewegung Konzentration und Kreativität fördern kann [7].

3. Aktive Arbeitsplätze: Definition und Varianten

Es gibt nur zwei Typen an aktiven Arbeitsplätzen, die zu ausreichend körperliche Aktivität führen und sich in der Praxis bewährt haben.

Laufbandschreibtische werden immer beliebter

3.1 Walking Pads (Laufbänder im Büro)

Walking Pads sind kompakte Laufband-Konstruktionen, die sich problemlos unter einem höhenverstellbaren Schreibtisch platzieren lassen. Sie ermöglichen es den Beschäftigten, bei langsamer Geschwindigkeit (oft zwischen 1–2 km/h) zu gehen, während sie gleichzeitig am Computer arbeiten, telefonieren oder lesen. Ziel ist es, die Anzahl der inaktiven Sitzstunden zu reduzieren und den Kalorienverbrauch langfristig zu erhöhen.

3.2 DeskBikes

Desk-Bikes sind – ähnlich wie Walking Pads – Geräte, mit denen man während der Büroarbeit leichte bis moderate Bewegung ausführen kann. Anstelle eines Laufbands sitzen Nutzerinnen und Nutzer auf einem Fahrradsattel und treten in die Pedale, während sie am Schreibtisch arbeiten.

Tischfahrräder lassen sich mit allen Bürotätigkeiten kombinieren

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4. Standpunkte der DGUV , BGs und der BAuA zu dynamischen Arbeitsstationen

Die Berufsgenossenschaften in Deutschland sind grundsätzlich dafür zuständig, Arbeitsunfälle zu vermeiden und die Gesundheit der Beschäftigten zu schützen [8]. Bei Neuheiten wie Walking Pads oder Desk-Bikes prüfen sie insbesondere, ob:

  1. Arbeitssicherheit gewährleistet ist, z.B. Stolpergefahren, korrekte Installation der Geräte, stabile Konstruktion.
  2. Gesundheitliche Vorteile tatsächlich überwiegen und ob ergonomische Standards eingehalten werden.
  3. Arbeitsschutzrichtlinien weiterhin erfüllt werden (z. B. geltende DIN-Normen oder Arbeitsplatzverordnungen).

 

BGs befürworten grundsätzlich jede Form von Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz, sofern Sicherheitsaspekte und ergonomische Anforderungen berücksichtigt werden [9].

4.1 DGUV IFA: Aktive Arbeitsplätze sind für den täglichen Einsatz geeignet

Das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV IFA) hat in jüngerer Vergangenheit mehrere aktive Arbeitsplätze getestet und zieht ein überwiegend positives Fazit: Dynamische Arbeitsstationen können den Kalorienverbrauch deutlich steigern und sind bei angemessenem Nutzungsverhalten für den Büroalltag geeignet. In einem Video-Interview des DGUV IFA wird aktiv angeregt, solche Lösungen zu etablieren, um die sitzenden Arbeitsphasen zu reduzieren [10].

Aktive Arbeitsplätze sind für den täglichen Einsatz geeignet und können für Bürotätigkeiten empfohlen werden.

Zudem betont der DGUV IFA Report (2018-03) ausdrücklich, dass aktive Arbeitsplätze für den täglichen Einsatz geeignet sind und für Bürotätigkeiten empfohlen werden können [11]. Aus Arbeitsschutz- und Präventionsperspektive seien die Risiken vergleichsweise gering, solange Unternehmen ihre Mitarbeitenden richtig anleiten und Sicherheitshinweise befolgen.

4.2 VBG: Aktive Arbeitsplätze können den Bewegungsmangel reduzieren

Die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) beschreibt in ihrer Broschüre „Gesundheit im Büro“ ausführlich die Anforderungen an Büroarbeitsplätze [12]. Darin heißt es unter Punkt 3.12, dass ein Bürostuhl in der Regel gewisse Anforderungen erfüllen muss (z. B. unterschiedliche Einstellmöglichkeiten, Standsicherheit, definierte Rolleigenschaften, ergonomische Rückenlehne). Desk-Bikes oder Walking Pads erfüllen diese Kriterien nicht, da sie eben andere Schwerpunkte setzen. Nach dieser Ansicht sind Desk-Bikes und Walking Pads nicht als dauerhafte Alternative zum Bürostuhl anzusehen. Das heißt jedoch nicht, dass sie prinzipiell abgelehnt werden. Die Broschüre erwähnt weiterhin:
 
  • Arbeitsmedizinische Aspekte: Deskbikes und Walkstations führen in der Regel zu einer messbaren Steigerung der physischen Aktivität im Arbeitsalltag.
  • Sicherheitstechnische und ergonomische Aspekte: Mögliche Mängel im 1:1 Vergleich zu Bürostühlen sind fehlende Rückenlehnen, potenzielle Instabilität beim Pedalieren/Gehen, sowie eingeschränkte Einstell- oder Anpassungsmöglichkeiten. Daher wird empfohlen, diese Geräte nicht permanent zu nutzen, sondern als ergänzendes Bewegungsangebot.
 
Unter Punkt 8.9 legt die VBG fest, dass der Einsatz solcher Lösungen (Desk-Bikes, Laufbänder) durchaus gut sein kann, um Bewegungsmangel zu reduzieren, allerdings nur dann, wenn Sicherheitsaspekte ausreichend berücksichtigt werden und ein Bewusstsein für potenzielle Unfallgefahren besteht [12].

Dauerhaftes Sitzen kann allein durch Sport nicht ausgeglichen werden kann

Nach Aussage der VBG haben inzwischen ausreichend Forschungsergebnisse gezeigt, dass sportliche Aktivitäten am Tagesende oder gelegentliche Fitness-Einheiten allein nicht ausreichen sind, um die negativen Folgen stundenlangen Sitzens vollständig auszugleichen. Insbesondere langandauernde Sitzphasen erhöhen das Risiko für metabolische Syndrome oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, welche selbst durch nachträgliche Trainings nur teilweise bis gar nicht kompensiert werden können [5]

4.3 Andere BGs: Bewegungsarme Tätigkeiten müssen regelmäßig unterbrochen werden

Die BG ETEM betont es ist wichtig, auch im Büro oder bei anderen bewegungsarmen Tätigkeiten mobil zu bleiben [13]. Die BG Verkehr empfiehlt: Wechseln Sie immer wieder zwischen den Haltungen Stehen, Sitzen und zwischendurch Bewege [14]. 2017 hat die BG Verkehr eine Unbedenklichkeitserklärung für Deskbikes herausgegeben [15].

Deskbikes am Arbeitsplatz mindern den Bewegungsmangel und fördern die Gesundheit

4.4. Standpunkt der BAuA

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) kam im Rahmen eines gemeinsamen Workshops mit der DGUV IFA zum Thema „Gesundheitsgefährdung durch langes Sitzen am Arbeitsplatz – Teil II: Betriebliche Lösungsansätze“ zu dem Schluss, dass dynamische Arbeitsstationen die einzigen bekannten Primärpräventionsmaßnahmen sind, welche auch während der Computertätigkeit im Büro eine signifikante Erhöhung des Energieumsatzes (>1,5 MET) ermöglichen [16]. Diese Erkenntnis untermauert einmal mehr, dass Walking Pads und Desk-Bikes kein kurzlebiger Trend sind, sondern ein relevant erscheinender Ansatz in der betrieblichen Gesundheitsförderung.

Dynamische Arbeitsstationen sind die einzigen bekannten Primärpräventionsmaßnahmen, welche auch während der Computertätigkeit im Büro eine signifikante Erhöhung des Energieumsatzes (>1,5 MET) ermöglichen

5. Aspekte der praktischen Umsetzung

Die DGUV Vorschrift 1 (Unfallverhütungsvorschrift „Grundsätze der Prävention“) sieht vor, dass Arbeitgeber Maßnahmen zur Gesundheitsförderung ergreifen müssen, sofern dies verhältnismäßig ist. Aktive Arbeitsplätze können darunterfallen, jedoch ersetzt ein Desk-Bike oder ein Walking Pad keinen ergonomischen Bürostuhl, wenn dieser von der BG für bestimmte Arbeitsplätze vorgeschrieben ist.
 
Aus Sicht der Berufsgenossenschaften bedeutet dies:
  • Arbeitgeber müssen Gefährdungsbeurteilungen durchführen: Dabei ist festzulegen, ob und wie die Nutzung eines Walking Pads oder Desk-Bikes zu Sicherheits- oder Gesundheitsrisiken führen kann.
  • Richtige Einweisung und Unterweisung: Ein aktiver Arbeitsplatz erfordert eine kurze Schulung zur korrekten Handhabung (z. B. Geschwindigkeitsbegrenzungen, Pedalwiderstände, notwendige Pausenzeiten).
  • Dokumentation: Bei einem Arbeitsunfall kann relevant werden, ob genügend Informationen zu Bedienung, Wartung und möglichen Unfallrisiken bereitgestellt wurden.
 
Insgesamt sehen die BGs die Anschaffung und Nutzung solcher Geräte nicht als „verboten“, solange die Grundsätze des Arbeitsschutzes eingehalten werden.
Arbeitsschutz-Grundsätze müssen bei aktiven Arbeitsplätzen eingehalten werden
Hier einige Punkte, die in der Praxis häufig genannt werden, wenn BGs ihre Einschätzung zu aktiven Arbeitsplätzen abgeben: 
 
  1. Ergonomische Ausgestaltung
    • Die Geräte (Walking Pads, Desk-Bikes) sollten so eingestellt werden können, dass eine neutrale Körperhaltung möglich ist: Handgelenke, Unterarme und Schultern sollten beim Tippen nicht dauerhaft verspannt sein.
    • Bildschirme müssen auf Augenhöhe ausgerichtet sein, um Nackenbeschwerden zu vermeiden.
  2. Sicherheit und Unfallverhütung
    • Achte auf ausreichend Platz. Ein zu kleiner oder unübersichtlicher Arbeitsplatz birgt höhere Stolper- und Unfallgefahren.
    • Rutschfeste Unterlagen für Walking Pads oder ein stabiles Design für Desk-Bikes sind essenziell, damit die Geräte beim Gebrauch nicht wegrutschen oder umkippen können.
    • Mitarbeiter müssen in den sicheren Umgang mit den Geräten eingewiesen werden, etwa was das Auf- und Absteigen beim Desk-Bike oder das Betreten und Verlassen des Walking Pads angeht.
  3. Regelmäßige Wartung und Prüfung
    • Die Geräte sollten in regelmäßigen Abständen auf Funktionstüchtigkeit und Verschleiß geprüft werden, ähnlich wie bei herkömmlichen Bürostühlen oder anderen Möbeln.
    • Am besten dokumentiert das Unternehmen diese Prüfungen, um bei Nachfragen durch die BG oder im Falle eines Arbeitsunfalls Nachweis erbringen zu können.
  4. Individuelle Gesundheitsbetrachtung
    • Aktive Arbeitsplätze sind nicht für jede Person gleichermaßen geeignet. Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen (z. B. Knie- oder Hüftprobleme) sollten zuerst medizinischen Rat einholen.
    • Die BGs empfehlen oft, dass Beschäftigte zwischen Sitzen, Stehen und Bewegen variieren können, statt durchgehend nur das eine oder das andere zu machen.

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6. Gängige Beispiele aus der Praxis

Über die Jahre haben sich verschiedene Szenarien für den Einsatz von aktiven Arbeitsplätzen herauskristallisiert:
 
  1. Pilotprojekte mit mehreren Geräten: Einige Unternehmen haben für ihre Belegschaft mehrere Laufband- und Bike-Stationen eingerichtet, an denen Beschäftigte abwechselnd arbeiten können. Die Nutzenden melden sich via Buchungssystem an oder reservieren Timeslots. Studien zeigen, dass eine solche moderate Herangehensweise die Akzeptanz erhöhen kann, da nicht erwartet wird, dass sofort alle Mitarbeitenden ihren gesamten Arbeitstag aktiv verbringen.
  2. Hybridmodelle: Manche Mitarbeitende entscheiden sich dafür, zwei Schreibtischbereiche zu nutzen: Im Hauptbereich steht ein ergonomischer Bürostuhl, während in einer anderen Büroecke ein Walking Pad oder ein Desk-Bike verfügbar ist. So kann je nach Arbeitsaufgabe (z. B. konzentriertes Schreiben vs. Telefonkonferenz) die passende Station gewählt werden. Fehlt der Platz für zwei Schreibtische lässt sich mit Hilfe eines Bürostuhl-Adapter für Laufbänder alles an einem Arbeitsplatz einrichten.
  3. Kombination mit Gesundheitschecks: Unternehmen, die aktiv auf Gesundheitsförderung setzen, lassen ihre Mitarbeitenden regelmäßig checken (z. B. Blutdruckmessungen, Herz-Kreislauf-Tests) und stellen fest, wie sich die Nutzung aktiver Arbeitsplätze auf Gesundheitsindikatoren auswirkt. Die Ergebnisse können wiederum die Effektivität solcher Maßnahmen belegen und die Motivation im Team steigern.

7. Wie kann Work & Move Dich unterstützen

Die erfolgreiche Einführung aktiver Arbeitsplätze ist weder einfach noch leicht. Auf den ersten Blick scheint es damit getan zu sein, die Geräte zu beschaffen und zur Verfügung zu stellen. Unserer Erfahrung nach scheitert dieser Ansatz in 95% aller Fälle. In über 25 Jahren haben wir ein System entwickelt, das euch hilft aktive Arbeitsplätze erfolgreich einzuführen und zu nutzen – gerne in Zusammenarbeit mit BGs. In folgenden Bereichen können wir euch dabei unterstützen:
 
  1. Beratung und Konzeptentwicklung
    • Wir helfen bei der Konzeptionierung einer maßgeschneiderten Lösung, die auch die Anforderungen der BGs erfüllt.
    • Unsere Expertise umfasst die Auswahl passender Geräte, die Integration in bestehende Bürolandschaften und die Organisation von Testläufen.
  2. Implementierung & Schulung
    • In Zusammenarbeit mit Arbeitsmedizinern und Sicherheitsfachkräften entwickeln wir Schulungsprogramme, damit Mitarbeitende die Geräte sicher und effektiv nutzen.
    • Wir achten darauf, dass die ergonomischen Prinzipien und die Vorgaben der BGs (z. B. DGUV Regeln) eingehalten werden.
  3. Kontinuierliche Optimierung & Wartung
    • Nach der Einführung begleiten wir den Prozess weiter. Dazu gehören Nutzungsanalysen, Feedback-Schleifen mit den Mitarbeitenden und Wartungsangebote.
    • Mit unserer Erfahrung im Umgang mit BG-Anforderungen minimierst du das Risiko, dass etwas übersehen wird.

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8. Fazit und Ausblick

Aktive Arbeitsplätze wie Walking Pads und Desk-Bikes haben in den letzten Jahren rasant an Aufmerksamkeit gewonnen – vor allem als Gegenmittel zum weitverbreiteten Bewegungsmangel in Büros. Der DKV-Gesundheitsreport zeigt die Dringlichkeit: Immer mehr Menschen in Deutschland erreichen nicht einmal die empfohlene Mindestaktivität [3]. Auch aus globaler Perspektive, unterstrichen durch die WHO, steht fest, dass ein inaktiver Lebensstil beträchtliche Risiken birgt [2]. Dynamische Arbeitsplatzkonzepte können hier einen wertvollen Beitrag leisten, um den Kalorienverbrauch zu erhöhen und die muskuläre Beanspruchung zu variieren.
 
Aus Sicht der Berufsgenossenschaften stellt die Nutzung aktiver Arbeitsplätze keine grundsätzliche Sicherheitsgefahr dar, solange bestimmte technische, ergonomische und organisatorische Anforderungen erfüllt sind. Die DGUV IFA betont ausdrücklich, dass dynamische Arbeitsstationen im Büroalltag empfohlen werden können, wenn die Handhabung geklärt und potenzielle Risikoquellen durch Schulung minimiert werden [11]. Gleichzeitig verdeutlicht die VBG-Broschüre „Gesundheit im Büro“, dass ein Desk-Bike oder Walking Pad den klassischen Bürostuhl (mit all seinen ergonomischen Eigenschaften) nicht zu 100 % ersetzen kann und keineswegs als dauerhafte Einzellösung gedacht ist [12]. Dennoch sind diese Geräte wichtige Instrumente, um Bewegungsmangel zu reduzieren und den Arbeitsalltag flexibler zu gestalten.
 
Einen wissenschaftlich fundierten Beitrag liefert die BAuA, die in einem Workshop hervorhob, dass dynamische Arbeitsstationen aktuell die einzigen bekannten Primärpräventionsmaßnahmen sind, mit denen sich während der Computertätigkeit am Arbeitsplatz ein signifikanter Energieumsatz erzielen lässt [16]. Das altbekannte Problem, dass „Sitzen alleine“ durch kurze Sporteinheiten nach Feierabend nicht völlig kompensiert werden kann, wird in mehreren Studien und BG-Veröffentlichungen bestätigt [5]. Folglich ist es aus betriebs- und gesundheitspolitischer Sicht sinnvoll, entsprechende Konzepte aktiv in den Arbeitsalltag zu integrieren.
 
Wer als Arbeitgeber oder Führungskraft ein solches Konzept umsetzen möchte, sollte folgende Schritte beachten:
  • Gefährdungsbeurteilung: Vor der Beschaffung von Geräten wie Desk-Bikes oder Walking Pads ist zu evaluieren, ob bestehende Infrastruktur und Sicherheitsvorschriften eingehalten werden können.
  • Beschaffung und Schulung: Mitarbeitende sollten eine Einweisung erhalten, wie man die Geräte korrekt und sicher bedient, sowie wie man Fallen und Stolpergefahren vermeidet.
  • Langfristiger Ansatz: Aktive Arbeitsplätze entfalten ihre Wirkung am besten, wenn sie Teil eines umfassenden Gesundheitsförderungskonzepts sind. Hierzu gehören auch ergonomische Arbeitsplätze, regelmäßige Pausen, Bewegungsprogramme und gegebenenfalls medizinische Checks.
 
Die Berufsgenossenschaften sehen sich in der Rolle, Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz sicherzustellen – nicht, innovative Gesundheitsförderungsmaßnahmen zu blockieren. Entsprechend belegen offizielle Dokumente, wie das DGUV-IFA-Video [6] oder der BAuA-Workshop [9], dass es von Seiten der Unfallversicherungsträger durchaus positive Einschätzungen zu dynamischem Arbeiten gibt.
 
Insgesamt lässt sich festhalten: Aktive Arbeitsplätze werden von den BGs nicht grundsätzlich infrage gestellt, sondern viel mehr als Ergänzung zu traditionellen Schreibtischen verstanden. Die ausschließliche Nutzung eines Desk-Bikes oder Walking Pads über viele Stunden pro Tag entspricht jedoch nicht den noch geltenden ergonomischen Leitlinien, da hierbei – wie in der VBG-Broschüre bemerkt – einige sicherheitstechnische Mindestanforderungen an einen Bürostuhl fehlen können. Firmen, die ihren Beschäftigten eine gesunde Arbeitsumgebung bieten möchten, tun also gut daran, vielfältige Möglichkeiten zu schaffen: abwechslungsreiche Sitzmöglichkeiten, Steharbeitsplätze sowie beispielhaft ein, zwei aktive Arbeitsstationen.

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9. Quellen

[1] Baddeley, Benjamin, Sangeetha Sornalingam, and Max Cooper. „Sitting is the new smoking: where do we stand?.“ The British Journal of General Practice 66.646 (2016): 258.
[2] World Health Organization (WHO). „Physical Activity – Key Facts,“ 2023. [Online]. Verfügbar unter: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/physical-activity 
[3] DKV Report. „Wie gesund lebt Deutschland?,“ 2022. [Online]. Verfügbar unter: https://www.dkv.com/ueber-uns/praevention/dkv-report 
[4] Latza, Ute, Jens Bucksch, und Birgit Wallmann-Sperlich. „Workshop gesundheitsgefährdung durch langes sitzen am arbeitsplatz–teil i wissenschaftliche perspektiven.“ Das Gesundheitswesen 82.07 (2020): 623-631.
[5] „VBG-Vortrag Langes Sitzen und Stehen im Büro,“ Youtube-Video 2022. [Online]. Verfügbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=DbU1lIj1P8w 
[6] Koepp, Gabriel A., et al. „Treadmill desks: A 1‐year prospective trial.“ Obesity 21.4 (2013): 705-711.
[7] Fasching, Julia. Bewegung ist Abenteuer im Kopf: bessere Aufmerksamkeit und Konzentration durch Bewegung. Diss. Private Pädagogische Hochschule der Diözese Linz, 2022.
[8] Siebtes Buch Sozialgesetzbuch – Gesetzliche Unfallversicherung. Verfügbar unter: https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_7/
[9] DGUV Information 215-410: Bildschirm- und Büroarbeitsplätze
[10] DGUV IFA „Fit am Schreibtisch: Büroarbeit von morgen im Test,“ Youtube-Video, 2023. [Online]. Verfügbar unter: https://www.fitseat.de/magazin/2023/10/dguv-ifa-testet-aktive-arbeitsplaetze 
[11] DGUV, DGUV IFA Report (2018-03) – Active Workplace: Physiologische und psychologische Bedingungen sowie Effekte dynamischer Arbeitsstationen, Berlin, Deutschland, 2018. [Online]. Verfügbar unter: https://publikationen.dguv.de/forschung/ifa/ifa-report/3456 
[13] BG ETEM Pressemeldung: Fünf Tipps für mehr Bewegung im Betrieb. Verfügbar unter:
[15] BG Verkehr Faktenblatt – Deskbikes am Arbeitsplatz – Bewegungsmangel mindern, Gesundheit fördern. Verfügbar unter: https://fitse.at/BGVerkehrUBE
[16] Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). „Gesundheitsgefährdung durch langes Sitzen am Arbeitsplatz – Teil II: Betriebliche Lösungsansätze,“ Workshop-Dokumentation, 2021. [Online]. Verfügbar unter: https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Aufsaetze/artikel2817   

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