Zusammenfassung
Aktive Arbeitsplätze wie Walking Pads oder Desk-Bikes sind als Teil einer ganzheitlichen Gesundheitsförderungsstrategie im Büro vielversprechend. Sowohl die WHO als auch der DKV-Gesundheitsreport weisen auf zunehmenden Bewegungsmangel hin, was unmittelbare Konsequenzen für die Gesundheit vieler Berufstätiger hat. Aus Sicht der Berufsgenossenschaften (BGs) inkl. DGUV bestehen zwar ergonomische und sicherheitstechnische Anforderungen, aber ein grundsätzliches Verbot aktiver Arbeitsstationen existiert nicht. Im Gegenteil: Studien, wie jene des DGUV IFA (Report 2018-03), zeigen klare Vorteile auf. Das BAuA bestätigt, dass laufband- oder fahrradähnliche Arbeitsplätze derzeit die effektivsten Primärpräventionsmaßnahmen für einen erhöhten Energieumsatz während der Computertätigkeit darstellen. Arbeitgeber, die diese Konzepte einführen möchten, sollten eine sorgfältige Gefährdungsbeurteilung durchführen, passende Einweisungen anbieten und sicherstellen, dass klassische, ergonomisch optimierte Sitzlösungen weiterhin verfügbar bleiben. Letztlich kann eine gut abgestimmte Kombination aus dynamischen und statischen Arbeitsphasen das Risiko beruflich bedingter Volksleiden – wie Rückenprobleme oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen – nachhaltig mindern und gleichzeitig die Zufriedenheit und Produktivität am Arbeitsplatz steigern.
und erfahren, wie ihr aktive Arbeitsplätze sicher und erfolgreich bei euch einführen.
Inhalt
1. Einleitung
Doch wie stehen die Berufsgenossenschaften (BGs) in Deutschland zu dieser Thematik? Und welche Vorgaben, Empfehlungen oder Einschränkungen gibt es vonseiten der DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung)? Dieser Leitfaden bietet einen umfassenden Überblick darüber, welche Positionen die BGs und andere relevante Institutionen (z. B. DGUV, BAuA, WHO) zu aktiven Arbeitsplätzen einnehmen, welche Studienergebnisse existieren und wie Unternehmen solche Konzepte in der Praxis umsetzen können, ohne dabei Sicherheits- und Gesundheitsaspekte zu vernachlässigen.
2. Bewegungsmangel und seine Folgen
2.1 WHO- und DKV-Befunde
2.2 Wissenschaftliche Erkenntnisse zu Risiken des Sitzens
2.3 Warum ist dynamisches Arbeiten wichtig?
- Vorbeugung von Muskel-Skelett-Erkrankungen: Regelmäßige Bewegung, selbst im niedrigen Intensitätsbereich, fördert die Durchblutung und verringert die einseitige Belastung von Bandscheiben, Muskeln und Gelenken [6].
- Stoffwechselanregung: Kleine Bewegungseinheiten während der Arbeit wirken sich positiv auf die Kalorienbilanz und den Blutzuckerspiegel [6].
- Mentale Frische: Zahlreiche Studien deuten darauf hin, dass Bewegung Konzentration und Kreativität fördern kann [7].
3. Aktive Arbeitsplätze: Definition und Varianten
Es gibt nur zwei Typen an aktiven Arbeitsplätzen, die zu ausreichend körperliche Aktivität führen und sich in der Praxis bewährt haben.
3.1 Walking Pads (Laufbänder im Büro)
Walking Pads sind kompakte Laufband-Konstruktionen, die sich problemlos unter einem höhenverstellbaren Schreibtisch platzieren lassen. Sie ermöglichen es den Beschäftigten, bei langsamer Geschwindigkeit (oft zwischen 1–2 km/h) zu gehen, während sie gleichzeitig am Computer arbeiten, telefonieren oder lesen. Ziel ist es, die Anzahl der inaktiven Sitzstunden zu reduzieren und den Kalorienverbrauch langfristig zu erhöhen.
3.2 DeskBikes
Desk-Bikes sind – ähnlich wie Walking Pads – Geräte, mit denen man während der Büroarbeit leichte bis moderate Bewegung ausführen kann. Anstelle eines Laufbands sitzen Nutzerinnen und Nutzer auf einem Fahrradsattel und treten in die Pedale, während sie am Schreibtisch arbeiten.
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4. Standpunkte der DGUV , BGs und der BAuA zu dynamischen Arbeitsstationen
- Arbeitssicherheit gewährleistet ist, z.B. Stolpergefahren, korrekte Installation der Geräte, stabile Konstruktion.
- Gesundheitliche Vorteile tatsächlich überwiegen und ob ergonomische Standards eingehalten werden.
- Arbeitsschutzrichtlinien weiterhin erfüllt werden (z. B. geltende DIN-Normen oder Arbeitsplatzverordnungen).
BGs befürworten grundsätzlich jede Form von Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz, sofern Sicherheitsaspekte und ergonomische Anforderungen berücksichtigt werden [9].
4.1 DGUV IFA: Aktive Arbeitsplätze sind für den täglichen Einsatz geeignet
Das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV IFA) hat in jüngerer Vergangenheit mehrere aktive Arbeitsplätze getestet und zieht ein überwiegend positives Fazit: Dynamische Arbeitsstationen können den Kalorienverbrauch deutlich steigern und sind bei angemessenem Nutzungsverhalten für den Büroalltag geeignet. In einem Video-Interview des DGUV IFA wird aktiv angeregt, solche Lösungen zu etablieren, um die sitzenden Arbeitsphasen zu reduzieren [10].
Aktive Arbeitsplätze sind für den täglichen Einsatz geeignet und können für Bürotätigkeiten empfohlen werden.
DGUV IFA Report (2018-03)
Zudem betont der DGUV IFA Report (2018-03) ausdrücklich, dass aktive Arbeitsplätze für den täglichen Einsatz geeignet sind und für Bürotätigkeiten empfohlen werden können [11]. Aus Arbeitsschutz- und Präventionsperspektive seien die Risiken vergleichsweise gering, solange Unternehmen ihre Mitarbeitenden richtig anleiten und Sicherheitshinweise befolgen.
4.2 VBG: Aktive Arbeitsplätze können den Bewegungsmangel reduzieren
- Arbeitsmedizinische Aspekte: Deskbikes und Walkstations führen in der Regel zu einer messbaren Steigerung der physischen Aktivität im Arbeitsalltag.
- Sicherheitstechnische und ergonomische Aspekte: Mögliche Mängel im 1:1 Vergleich zu Bürostühlen sind fehlende Rückenlehnen, potenzielle Instabilität beim Pedalieren/Gehen, sowie eingeschränkte Einstell- oder Anpassungsmöglichkeiten. Daher wird empfohlen, diese Geräte nicht permanent zu nutzen, sondern als ergänzendes Bewegungsangebot.
Dauerhaftes Sitzen kann allein durch Sport nicht ausgeglichen werden kann
VBG
Nach Aussage der VBG haben inzwischen ausreichend Forschungsergebnisse gezeigt, dass sportliche Aktivitäten am Tagesende oder gelegentliche Fitness-Einheiten allein nicht ausreichen sind, um die negativen Folgen stundenlangen Sitzens vollständig auszugleichen. Insbesondere langandauernde Sitzphasen erhöhen das Risiko für metabolische Syndrome oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, welche selbst durch nachträgliche Trainings nur teilweise bis gar nicht kompensiert werden können [5]
4.3 Andere BGs: Bewegungsarme Tätigkeiten müssen regelmäßig unterbrochen werden
Die BG ETEM betont es ist wichtig, auch im Büro oder bei anderen bewegungsarmen Tätigkeiten mobil zu bleiben [13]. Die BG Verkehr empfiehlt: Wechseln Sie immer wieder zwischen den Haltungen Stehen, Sitzen und zwischendurch Bewege [14]. 2017 hat die BG Verkehr eine Unbedenklichkeitserklärung für Deskbikes herausgegeben [15].
Deskbikes am Arbeitsplatz mindern den Bewegungsmangel und fördern die Gesundheit
BG Verkehr
4.4. Standpunkt der BAuA
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) kam im Rahmen eines gemeinsamen Workshops mit der DGUV IFA zum Thema „Gesundheitsgefährdung durch langes Sitzen am Arbeitsplatz – Teil II: Betriebliche Lösungsansätze“ zu dem Schluss, dass dynamische Arbeitsstationen die einzigen bekannten Primärpräventionsmaßnahmen sind, welche auch während der Computertätigkeit im Büro eine signifikante Erhöhung des Energieumsatzes (>1,5 MET) ermöglichen [16]. Diese Erkenntnis untermauert einmal mehr, dass Walking Pads und Desk-Bikes kein kurzlebiger Trend sind, sondern ein relevant erscheinender Ansatz in der betrieblichen Gesundheitsförderung.
Dynamische Arbeitsstationen sind die einzigen bekannten Primärpräventionsmaßnahmen, welche auch während der Computertätigkeit im Büro eine signifikante Erhöhung des Energieumsatzes (>1,5 MET) ermöglichen
BAuA
5. Aspekte der praktischen Umsetzung
- Arbeitgeber müssen Gefährdungsbeurteilungen durchführen: Dabei ist festzulegen, ob und wie die Nutzung eines Walking Pads oder Desk-Bikes zu Sicherheits- oder Gesundheitsrisiken führen kann.
- Richtige Einweisung und Unterweisung: Ein aktiver Arbeitsplatz erfordert eine kurze Schulung zur korrekten Handhabung (z. B. Geschwindigkeitsbegrenzungen, Pedalwiderstände, notwendige Pausenzeiten).
- Dokumentation: Bei einem Arbeitsunfall kann relevant werden, ob genügend Informationen zu Bedienung, Wartung und möglichen Unfallrisiken bereitgestellt wurden.
- Ergonomische Ausgestaltung
- Die Geräte (Walking Pads, Desk-Bikes) sollten so eingestellt werden können, dass eine neutrale Körperhaltung möglich ist: Handgelenke, Unterarme und Schultern sollten beim Tippen nicht dauerhaft verspannt sein.
- Bildschirme müssen auf Augenhöhe ausgerichtet sein, um Nackenbeschwerden zu vermeiden.
- Sicherheit und Unfallverhütung
- Achte auf ausreichend Platz. Ein zu kleiner oder unübersichtlicher Arbeitsplatz birgt höhere Stolper- und Unfallgefahren.
- Rutschfeste Unterlagen für Walking Pads oder ein stabiles Design für Desk-Bikes sind essenziell, damit die Geräte beim Gebrauch nicht wegrutschen oder umkippen können.
- Mitarbeiter müssen in den sicheren Umgang mit den Geräten eingewiesen werden, etwa was das Auf- und Absteigen beim Desk-Bike oder das Betreten und Verlassen des Walking Pads angeht.
- Regelmäßige Wartung und Prüfung
- Die Geräte sollten in regelmäßigen Abständen auf Funktionstüchtigkeit und Verschleiß geprüft werden, ähnlich wie bei herkömmlichen Bürostühlen oder anderen Möbeln.
- Am besten dokumentiert das Unternehmen diese Prüfungen, um bei Nachfragen durch die BG oder im Falle eines Arbeitsunfalls Nachweis erbringen zu können.
- Individuelle Gesundheitsbetrachtung
- Aktive Arbeitsplätze sind nicht für jede Person gleichermaßen geeignet. Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen (z. B. Knie- oder Hüftprobleme) sollten zuerst medizinischen Rat einholen.
- Die BGs empfehlen oft, dass Beschäftigte zwischen Sitzen, Stehen und Bewegen variieren können, statt durchgehend nur das eine oder das andere zu machen.
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6. Gängige Beispiele aus der Praxis
- Pilotprojekte mit mehreren Geräten: Einige Unternehmen haben für ihre Belegschaft mehrere Laufband- und Bike-Stationen eingerichtet, an denen Beschäftigte abwechselnd arbeiten können. Die Nutzenden melden sich via Buchungssystem an oder reservieren Timeslots. Studien zeigen, dass eine solche moderate Herangehensweise die Akzeptanz erhöhen kann, da nicht erwartet wird, dass sofort alle Mitarbeitenden ihren gesamten Arbeitstag aktiv verbringen.
- Hybridmodelle: Manche Mitarbeitende entscheiden sich dafür, zwei Schreibtischbereiche zu nutzen: Im Hauptbereich steht ein ergonomischer Bürostuhl, während in einer anderen Büroecke ein Walking Pad oder ein Desk-Bike verfügbar ist. So kann je nach Arbeitsaufgabe (z. B. konzentriertes Schreiben vs. Telefonkonferenz) die passende Station gewählt werden. Fehlt der Platz für zwei Schreibtische lässt sich mit Hilfe eines Bürostuhl-Adapter für Laufbänder alles an einem Arbeitsplatz einrichten.
- Kombination mit Gesundheitschecks: Unternehmen, die aktiv auf Gesundheitsförderung setzen, lassen ihre Mitarbeitenden regelmäßig checken (z. B. Blutdruckmessungen, Herz-Kreislauf-Tests) und stellen fest, wie sich die Nutzung aktiver Arbeitsplätze auf Gesundheitsindikatoren auswirkt. Die Ergebnisse können wiederum die Effektivität solcher Maßnahmen belegen und die Motivation im Team steigern.
7. Wie kann Work & Move Dich unterstützen
- Beratung und Konzeptentwicklung
- Wir helfen bei der Konzeptionierung einer maßgeschneiderten Lösung, die auch die Anforderungen der BGs erfüllt.
- Unsere Expertise umfasst die Auswahl passender Geräte, die Integration in bestehende Bürolandschaften und die Organisation von Testläufen.
- Implementierung & Schulung
- In Zusammenarbeit mit Arbeitsmedizinern und Sicherheitsfachkräften entwickeln wir Schulungsprogramme, damit Mitarbeitende die Geräte sicher und effektiv nutzen.
- Wir achten darauf, dass die ergonomischen Prinzipien und die Vorgaben der BGs (z. B. DGUV Regeln) eingehalten werden.
- Kontinuierliche Optimierung & Wartung
- Nach der Einführung begleiten wir den Prozess weiter. Dazu gehören Nutzungsanalysen, Feedback-Schleifen mit den Mitarbeitenden und Wartungsangebote.
- Mit unserer Erfahrung im Umgang mit BG-Anforderungen minimierst du das Risiko, dass etwas übersehen wird.
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8. Fazit und Ausblick
- Gefährdungsbeurteilung: Vor der Beschaffung von Geräten wie Desk-Bikes oder Walking Pads ist zu evaluieren, ob bestehende Infrastruktur und Sicherheitsvorschriften eingehalten werden können.
- Beschaffung und Schulung: Mitarbeitende sollten eine Einweisung erhalten, wie man die Geräte korrekt und sicher bedient, sowie wie man Fallen und Stolpergefahren vermeidet.
- Langfristiger Ansatz: Aktive Arbeitsplätze entfalten ihre Wirkung am besten, wenn sie Teil eines umfassenden Gesundheitsförderungskonzepts sind. Hierzu gehören auch ergonomische Arbeitsplätze, regelmäßige Pausen, Bewegungsprogramme und gegebenenfalls medizinische Checks.
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9. Quellen
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